Was zu viel ist, ist zu viel

09.01.2016

Die Kolumne "BRAND AKTUELL" ist am 9.1.2016 in der Wochenzeitung "FULDA AKTUELL" erschienen.

Köln. Ich kenne den Bahnhof, den Vorplatz, den Dom, war oft dort. Als Vater von drei Töchtern will ich, dass meine Kinder sich unbehelligt bewegen können. Was in Köln geschah, hat mich geschockt. Nicht, dass ich in meiner Arbeit im Ausschuss für Menschenrechte nicht täglich Schlimmes erfahre, was Menschen widerfährt. Dennoch: Das war zu viel, eine neue Qualität an Bedrohung - und es war nah. Nun werden die Ermittlungen hoffentlich rasch abgeschlossen, und wir werden wissen, wer mit welchem Hintergrund diese Schweinereien begangen hat und dafür bestraft werden muss.

Eine ganz andere Entwicklung ist auch neu, und auch hier wird es bald Reaktionen geben: Es ist der blanke Hass, der zu solchen Vorfällen und auch anderen Themen verbal aufkommt. Das betrifft leider nicht nur solche, die unsere Art zu leben, bekämpfen. Inzwischen gibt es öfter einzelne Hasstiraden, die von „normalen“ Bürgern in Wort und Schrift gegenüber anderen Bürgern oder Politikern losgetreten werden. Da gibt es Mails, die mich auffordern, die Bundeskanzlerin wegen Geisteskrankheit (!) abzusetzen, die persönlich herabwürdigen, übel verleumden, latent mir oder gar meiner Familie drohen und sich dabei auf eine vermeintliche Mehrheit berufen. Erstens: Das ist nicht die Sprache der Mehrheit, sondern von Radikalen. Und: Das nötigt null Respekt ab, sondern bewirkt Abscheu, und Entschlossenheit. Gesittete und faire Umgangsformen untereinander dürfen nicht durch Hasstiraden zerstört werden. Wir bleiben ein zivilisiertes Land. Deshalb gilt auch bei Sorgen, Kritik oder Unmut: Der Ton macht die Musik. Und was zu viel ist, ist einfach zu viel.