Große Überraschung zwischen den Jahren im Gemeindezentrum Künzell beim Spenden-Zählen der diesjährigen Bachrainer-Nikolaus-Aktion: „Damit haben wir nicht gerechnet, das ist eine wirklich besondere Auszeichnung“, sagt sichtlich gerührt Bernd Hendler, „Ober-Nikolaus“ aus Bachrain.

Die Bachrainer Nikolaus-Aktion ist von Bundestagsabgeordnetem Michael Brand mit dem Walter-Lübcke-Preis 2023, der von der Familie des 2019 von rechtsextremen ermordeten Regierungspräsidenten Dr. Walter Lübcke unterstützt wird, ausgezeichnet worden. Der Preis wird einmal im Jahr an Menschen vergeben, die sich in besonderer Art und Weise um ihre Mitmenschen verdient gemacht haben.

Dabei gehe es „ausdrücklich nicht nur um große öffentliche Verdienste, sondern entsprechend der Haltung von Walter Lübcke auch um die vielen ehrenamtlichen und privaten Hilfen, die von vielen tausenden Menschen still und kontinuierlich geleistet werden, ohne dass sie dafür ein großes Tamtam oder ein Dankeschön erwarten“, so Michael Brand bei der Laudatio.

Die Bachrainer Nikoläuse sind, so der politische Wegbegleiter und Freund Lübckes, ein „Paradebeispiel, was in unserem Land tagtäglich Gutes gelingt, weil sich Menschen ganz selbstverständlich engagieren“. „Diese Initiative, aus einer Bierlaune vor 55 Jahren entstanden, die so kontinuierlich und generationsübergreifend Gutes für andere tut - das hätte Walter richtig gut gefallen“, zeigt sich Brand überzeugt.

Im Jahr 1968 hatten die 3 Familienväter aus Bachrain Winfried Farnung, Gert Alt und Reinhold Remmert die Idee, in der Vorweihnachtszeit Nikolaus zu spielen und Geld für andere zu sammeln. Im aktuellen Jahr 2023 ist eine Rekordsumme in Höhe von 19.285 Euro an Spenden zusammengekommen, die Bernd Hendler am Mittwochabend an die Lebenshilfe Fulda-Hünfeld übergeben konnte: „Hier ist es in guten Händen.“ „Euer Einsatz ist unglaublich und eine wichtige Stütze für unsere Arbeit in der Region“, bedankten sich freudig Sabine Petermann, Bettina Jost und Corina Sujer, die sich für Menschen mit Behinderungen und< ihre Angehörige einsetzen.

2023 waren insgesamt 15 ehrenamtliche Teams mit Nikolaus, Knecht Ruprecht und Fahrer bei 270 Terminen im Landkreis Fulda unterwegs – in Familien, bei Vereinen oder Firmen. Ein „Telefonengel“ koordiniert die Termine, der „Kleiderengel“ sorgt für die Reparatur der Gewänder.

In 55 Jahren sind fast 600.000 Euro für die gute Sache geflossen. „Eine unglaubliche Summe“, so Bernd Hendler. „Wer hätte das damals gedacht! Der Dank gilt unseren Spendern, die wir besuchen dürfen, und selbstverständlich allen, die jedes Jahr mit Begeisterung in die Kostüme schlüpfen.“

Die Bachrainer, die als 1. Gruppe Träger des Walter-Lübcke-Preises sind und das erste Mal überhaupt seit ihrem Bestehen 1968 ausgezeichnet wurden, berichteten bei der Preisverleihung von Kuriositäten und rührenden Momenten und dass sie bei den alljährlichen Besuchen in der Weihnachtszeit Kinder haben erwachsen werden sehen. Manche sind seit 40 oder sogar 50 Jahren dabei, andere Neu-Nikoläuse sind in diesem Jahr erstmals dabei. „Die Idee und das Tun damals ist das eine Wunder, das andere ist das gute Werk so lange und mit einer solch fröhlichen Überzeugung durchzuhalten. Das ist wirklich besonders: Vorbild für andere und schlicht beeindruckend“, betonte Brand.

Der Preis, ein massiver Glasquader, geschaffen von einem Dresdner Künstler, zeigt einen offenen wie optimistischen Walter Lübcke in dreidimensionaler Ansicht, und dazu die Inschrift „FÜR BESONDEREN EINSATZ UM MENSCHLICHKEIT UND ZUSAMMENHALT IN UNSEREM LAND“. „Es kommt sehr auf die Haltung an, die hinter der guten Tat steckt. Das war auch für Walter Lübcke immer ein wichtiger Blickwinkel“, so der Fuldaer Abgeordnete.

„Der Einsatz für andere gibt einem selbst viel zurück“, fasste es Christoph Farnung zusammen, der 2024 sein 40 Jähriges Jubiläum bei der Nikolaus-Aktion feiert. Sein verstorbener Vater und Gründungs-Nikolaus Winfried Farnung hat es gut auf den Punkt gebracht: „Mit anderen für andere da zu sein, ist eine schöne Sache.“