Wald in Gefahr

27.02.2021
Kolumne

Die Kolumne ist am 27./28. Februar 2021 in der Wochenzeitung FULDA AKTUELL erschienen.

Man muss kein Alarmist sein, um von dem Waldzustandsbericht alarmiert zu sein, den Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner gerade vorgestellt hat. Der Zustand unserer Wälder ist deprimierend bis gefährlich. Nur noch 21 % der Bäume sind an ihren Kronen ohne Schäden. Seit der ersten Erhebung 1984 ist der Anteil der mittleren und hohen Schaltstufen deutlich erhöht. Noch nie seit Beginn der Erhebungen sind so viele Bäume abgestorben wie im vergangenen Jahr. 79 % der Fichten, 80 % der Kiefern und Eichen und 89 % der Buchen sind geschädigt. Der Borkenkäfer hat bei den anhaltend trockenen Perioden noch leichteres Spiel und vernichtet noch größere Bestände. Über 100 Jahre alte Bäume sind ihm zu Zigtausenden zum Opfer gefallen.

Das alles hat erhebliche Folgen. Weil der Wald nicht nur wirtschaftlicher Faktor ist, sondern vor allem grüne Lunge unseres Landes, die für einen erheblichen Teil unseres Sauerstoffs und auch die Bindung von klimaschädlichen CO2 sorgt, ist der Zustand des Waldes nicht nur eine Frage von Landwirtschaft, Waldbesitzern oder Jagdgenossenschaften.

Nicht zuletzt dient der Wald auch der Erholung und besonders in diesen Pandemie-Zeiten  zum Auftanken für die Seele. Wir hier in der Region gehen gerne raus ins Grüne, genießen die Landschaft und die Wälder, sind mit ihnen verbunden, manche im übertragenen Sinne auch verwurzelt.

Eineinhalb Milliarden Euro werden akut vom Bund mobilisiert – und es wird gut angenommen - um an die Stelle der gefährdeten oder bereits abgestorbenen Bestände neu pflanzen zu können. Der Wald entwickelt sich in Generationen, anders als die allermeisten anderen Biotope und Wirtschaftszweige. Der Mix von privatem und öffentlichem Waldbesitz hat sich in Deutschland sehr bewährt. Wenn jetzt Kommunen, Bundesländer und private Waldbesitzer, dazu übrigens auch die Jagdgenossenschaften, von der massiven Verschlechterung des Habitats Wald betroffen sind, dann geht das uns alle an. Der Wald stirbt nicht mehr nur still, die Warnsignale werden lauter. Wir brauchen eine verstärkte, gemeinschaftliche Anstrengung aller, um den deutschen Wald vor einem weiteren großflächigen Absterben zu retten.

Patentrezepte wird es nicht geben, umso mehr kommt es darauf an, dass alle Beteiligten tragfähige Lösungen finden. Das wird nicht in jedem Einzelfall möglich sein. Aber unser schöner deutscher Wald sollte uns die Anstrengung wert sein.