Trotz Trump: Freunde bleiben Freunde

01.08.2020
Kolumne

Die Kolumne ist am 01./02. August 2020 in der Wochenzeitung FULDA AKTUELL erschienen.

Schon vielen hat Donald Trump mit vielem gedroht, auch Deutschland. Wegen zu viel Mercedes in New York, wegen zu viel Export, wegen zu wenigen Investitionen in die Verteidigung, wegen zu viel Erdgas aus Russland und wegen anderer Dinge. Nun wurden die Pläne zum Abzug eines Teils der amerikanischen Truppen aus Deutschland vorgelegt. Trump wirft uns vor, nicht genug für Verteidigung auszugeben. Dabei haben die NATO-Partner miteinander vereinbart: bis zum Jahr 2024 (und nicht bis 2020) sollen es 2 % des Bruttosozialprodukts sein. Deutschland ist auf dem Weg dahin. Trump geht es nicht um die NATO, sondern darum, im US-Wahlkampf den starken Mann zu markieren. Ob ihm das hilft, ist eine ganz andere Frage.

Im US-Kongress gibt es Proteste gegen dieses Abzug-Manövers Trumps, selbst in seiner Partei. Zudem findet in weniger als 100 Tagen in den USA eine Wahl statt. Ob der Präsident danach Trump heißt oder Obamas ehemaliger Vizepräsident Joe Biden, ein Freund Europas, haben die amerikanischen Wähler zu entscheiden. In jedem Fall ist der Truppenabzug noch keinesfalls beschlossene Sache.

Für uns hier in Osthessen, gilt: Wir sind und bleiben Freunde der Amerikaner, wir sind und bleiben dankbar, dass insgesamt über 270.000 amerikanische Soldaten den Frieden und die Freiheit Deutschlands mit gesichert haben. Ohne die NATO wäre der Frieden auf der Welt deutlich instabiler, Freiheit und Demokratie in Gefahr. Das wissen nicht nur alle in Europa, sondern auch (fast) alle in den USA.

Was Trumps durchsichtiges Politmanöver aber vor Augen führt: Wir Europäer müssen uns darauf einstellen, dass sich nicht nur die Interessen Europas und Deutschlands, sondern auch die der USA nach Asien verlagern. Wir können nicht auf ewig nur nach Washington schauen, wenn es um die Sicherheit unseres Kontinents geht. Europa ist der stärkste Wirtschaftsraum der Welt, mit gewaltigen finanziellen Ressourcen, trotz der gegenwärtigen Krise. Europa wird Verantwortung im eigenen Haus, und mit Partnern in Afrika und auch Asien wahrnehmen. Wir können nicht anderen überlassen, unsere Freiheit zu verteidigen. Es brauchte keinen Elefanten Donald im Porzellanladen NATO, um das zu erkennen. Europa, ebenso die USA, dürfen nicht Russland und China das Feld überlassen. Das wäre weder im europäischen noch im deutschen Interesse.