Nicht alltäglich

13.06.2015
Kolumne

Die Kolumne "BRAND AKTUELL" ist am 13. Juni 2015 in "Fulda aktuell" erschienen.

„Gut, da die Balance zwischen Übermaß und Untermaß wahrend“, so kommentiert eine führende deutsche Tageszeitung einen Gesetzentwurf zum Thema Sterbebegleitung, der in dieser Woche vorgestellt wurde.

Es ist wahrlich kein alltägliches Ereignis im Berliner Betrieb, dass eine gesetzliche Initiative fraktionsübergreifend erarbeitet und gemeinsam um Zustimmung geworben wird.

Über Monate haben wir in den letzten Monaten in dieser Gruppe Ärzten, Juristen, der Palliativmedizin, Hospizbewegung und vielen Betroffenen zugehört, vieles abgewogen und dann konkret formuliert.

Dass das jetzt gelungen ist, als erste fraktionsübergreifende Gruppe und bislang einzige mit Abgeordneten aus allen fünf im Bundestag vertretenen Parteien, macht mich froh, auch dankbar.

Dankbar bin ich auch für die intensive, stark fordernde und menschlich sehr angenehme Zusammenarbeit bei einem sensiblen Thema mit Zwischentönen. Auch für den gegenseitigen Respekt von Kollegen mit anderer Auffassung. So war auch die Tonlage bei der viel gelobten Orientierungsdebatte im Bundestag für das „vielleicht anspruchsvollste Projekt dieser Legislaturperiode“, wie es Präsident Lammert damals formulierte.

Unser Ansatz ist ein Ansatz der Menschlichkeit: wir wollen die Schwachen schützen, auch vor unzulässigem Druck, und auch vor falschen Angeboten. Stattdessen unterbreiten wir verstärkte Angebote zu Hilfe. Dem liegt ein Menschenbild zugrunde, das den Menschen insgesamt ernst nimmt, und ihn nicht nur auf seine akute schwere Situation reduziert.

Als einen „Königsweg“ hat der Fuldaer Palliativmediziner Thomas Sitte jetzt unseren Gesetzentwurf bezeichnet. Dieses Urteil freut mich besonders, weil er sehr genau weiß, wovon er spricht. Sensibel begleitet er Menschen am Lebensende. Das habe ich in der eigenen Familie erlebt. Sensibel, das muss auch der Gesetzgeber sein bei einem Thema von Leben und Tod.