Michael Brand: Weil Laschet Kanzler kann, bin ich zuversichtlich, mit ihm in den Wahlkampf zu ziehen

24.04.2021
Interview

Das Interview ist am 24./24. April 2021 in der Wochenzeitung FULDA AKTUELL erschienen.

Wie beurteilen Sie die Auseinandersetzung zwischen Laschet und Söder in den letzten Wochen?

Es war offen gesagt ein Graus. So etwas dürfen wir uns nie wieder leisten. Ich bin froh und erleichtert, dass eine Entscheidung gefallen ist und dass wir uns jetzt auf das konzentrieren können, wofür eine Partei da ist, nämlich auf Inhalte und auf die kommende Wahlentscheidung.

Hat dies der CDU beziehungsweise der Union in Gänze geschadet?

Für den Moment sehr. Das kann man ja auch in den Umfragen ablesen. Allerdings setze ich darauf, dass sich nach der Solidarisierung von Markus Söder, der „ohne Groll" den gemeinsamen Kanzlerkandidaten mitsamt seiner CSU unterstützen wird, die Dinge nun rasch verbessern. Das ist ja völlig normal, dass eine solche Nummer in der Öffentlichkeit miserabel ankommt.

Hätte der Entscheidungsprozess anders ablaufen sollen/können?

Natürlich. Erstens haben alle auf die Zusage vertraut, dass sich die beiden Parteivorsitzenden von CDU und CSU, zumal sie es ja auch noch einmal in der gemeinsame Bundestagsfraktion angekündigt hatten, einigen. Dann hätte ich mich natürlich gefreut, wenn schon die Zusage von Markus Söder gegolten hätte, dass er sich dem Votum der CDU anschließt, das wie üblich in den Gremien beschlossen wurde und das ziemlich eindeutig war. Die CSU hat übrigens natürlich auch in ihren gewählten Gremien beschlossen und nicht etwa per Mitgliederbefragung. Und für das nächste Mal werden wir sicher klare Mechanismen haben, die einen solchen Showdown zum Schaden aller verhindern.

Wie glücklich sind Sie persönlich mit dem Votum des CDU-Bundesvorstandes pro Laschet?

Ich habe immer gesagt, dass wir zwei starke Kandidaten haben, die Kanzler können – und so sehe ich das. Über das Votum bin ich deshalb froh, weil es eine Entscheidung und auch ein Ende dieses Dramas gebracht hat. Weil Laschet Kanzler kann, bin ich ganz zuversichtlich, mit ihm in den Wahlkampf zu ziehen. Wenn sich der Rauch dieser Tage verzogen hat, und wenn Inhalte wieder eine Rolle spielen, dann werden sehr viele Leute sehen, wie sehr dieser oft unterschätzte Ministerpräsident in der Lage ist, sich inhaltlich durchzusetzen und Menschen zusammen zu führen. Das können wir jetzt in Zeiten der Pandemie und danach ganz besonders gut gebrauchen.

Wie bewerten Sie das Votum für Annalena Baerbock von den Grünen?

Das habe ich erwartet. Jetzt ist die Konstellation klar: Die Schwarzen und die Grünen kämpfen um die Spitzenposition und damit um das Kanzleramt. Diese Konstellation gefällt mir deshalb gut, weil sie eine klare Alternative ist. Die Menschen werden sich entscheiden, ob sie einen Kurs der moderaten Mitte oder ein linkes Experiment wollen. Ich bin ziemlich überzeugt davon, dass sie keine linken Experimente wollen, wie das grüne Programm sie vorsieht. Annalena Baerbock ist auch in gewisser Weise die falsche, bürgerlich präsentierte Spitzenkandidatin eines ziemlich linken Programms, mit vielen Verboten statt mit intelligenten Ideen. Also freue ich mich schon sehr auf die inhaltliche Auseinandersetzung.