Mahnung an alle

05.06.2021
Kolumne

Die Kolumne ist am 5./6. Juni 2021 in der Wochenzeitung FULDA AKTUELL erschienen.

Im Zentrum von Kassel läuteten am 2. Juni die Glocken der Evangelischen Martinskirche zum Andenken an unseren vor zwei Jahren ermordeten Kasseler Regierungspräsidenten Walter Lübcke. Damit wird erinnert, und es wird gemahnt. Es wird dazu aufgerufen, wachsam zu bleiben, um die Werte, für die unser Land steht, gegen Extremisten zu verteidigen.

Vor allem für seine Witwe und die Kinder sind es harte Zeiten. Niemand kann den Verlust des Ehemannes, des Vaters und des Großvaters ermessen.

Für uns andere, die wir von dem feigen Mord auf der eigenen Terrasse geschockt waren, viele von uns tief persönlich berührt waren, muss diese Zäsur eine Lehre sein. Zum ersten Mal in der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland wurde ein überaus populärer, politisch überzeugender und menschlich beeindruckender Repräsentant unserer Demokratie kaltblütig von Rechtsextremisten ermordet.
Diese Zäsur hat viele aufwachen lassen, die zwar um den Rechtsextremismus wussten, die Dimension aber lange unterschätzt hatten. Wir wissen inzwischen aus allen zur Verfügung stehenden Untersuchungen, dass neben dem Linksextremismus und dem Islamismus inzwischen der Rechtsextremismus die größte Bedrohung für unsere Freiheit und unsere Demokratie darstellt. Wir haben daraus entschlossen Konsequenzen gezogen, und wir haben dieser Bedrohung unserer Freiheit den entschiedenen Kampf angesagt.

Das haben nicht nur die Politik und die Justiz getan, sondern das hat auch ein breites Echo aus der Mitte der Gesellschaft gefunden. So haben Schülerinnen und Schüler dafür geworben, dass ihre Schule nach Walter Lübcke benannt wird, und die Schule trägt inzwischen den Namen dieses Helden der Demokratie. So haben Kirchen, Verbände, Unternehmen, Initiativen und einzelne Persönlichkeiten viel dazu beigetragen, das Leben und Wirken dieses Mannes und sein Vermächtnis an uns wachzuhalten.

Der feige Mord an diesem christlichen und fröhlichen Patrioten kam nicht aus heiterem Himmel. Er war das Ergebnis einer langen, gezielten Hetze von Extremisten und ihren Helferinnen und Helfern, vor allem in den sogenannten sozialen Medien. Wer sich dem Hass im Wort nicht entgegenstellt, der wird Gewalt als die Folge ernten. Walter Lübcke war in seinem Denken und Handeln ein Beispiel für unsere offene Demokratie. Er handelte klug, hielt den Kontakt zu den Menschen und betonte immer wieder, dass es sich lohnt, für die Werte zu kämpfen, für die dieses Land steht. Das ist sein Vermächtnis, das weit über seinen Tod hinaus für uns alle gilt. Daran sollten wir uns alle ein Beispiel nehmen.