"Der Anruf kam im Schwarzen Moor"

29.04.2025

Interview in der Fuldaer Zeitung vom 29. April 2025

Herr Brand, die neue Regierung steht in den Startlöchern, und Sie werden ein wichtiges Amt übernehmen. Wie fühlen Sie sich?

Ich fühle mich sehr geehrt, und ich fühle auch eine große Verantwortung. Das ist ja keine alltägliche Aufgabe, und für mich auch keine Routine im Sinne etwa von Karriere. Dazu kommt: Dieses Ressort ist neu geformt, es ist ein anderes Ressort, Bildung, mit integriert worden. Dadurch ist das Ministerium sehr breit aufgestellt - von Jugend über Familie und Frauen bis hin zu Senioren und Bildung. Das ist es ein großer Anspruch, den man gut ausführen muss. Wir wollen in diesem Ressort auf jeden Fall Politik aus der Mitte heraus machen, und das wird viel Arbeit und hoffentlich viele gute Ergebnisse bringen.

Wie kam es, dass Sie von Friedrich Merz gefragt wurden? (Was war das für eine Situation? Können Sie das ein wenig ausführen?)

Er hat mich am Sonntag angerufen, als ich witziger Weise gerade mit meiner Frau ausgerechnet im Schwarzen Moor in der Rhön war! Er hat mich dann gefragt, ob ich mir das vorstellen kann, dabei hat er auch meine Erfahrung in einer Reihe von Bereichen erwähnt, er traut mir das auch aus der gemeinsamen Arbeit heraus zu. Ich habe dann um kurze Bedenkzeit gebeten, weil ich einen solchen Schritt selbstverständlich mit meiner Frau und der Familie besprechen muss. Am Ende habe ich ihm zugesagt. Es hätte gute Gründe geben müssen, eine solche Frage des künftigen Bundeskanzlers abzulehnen.

Was glauben Sie, warum er Sie gefragt hat?

Er wird zu dem Schluss gekommen sein, dass der Kerl aus Fulda so eine Aufgabe stemmen kann und traut mir zu, in diesem Ressort gemeinsam mit Karin Prien und den anderen einen guten Job zu machen. Und das genau haben wir, als neues Team, in diesem Ressort auch vor.

Karin Prien ist für das Familienministerium vorgesehen. Wie gut kennen Sie sie?

Wir kannten uns bislang nur aus der Ferne, haben aber beim Gespräch festgestellt, dass wir uns wechselseitig sehr schätzen. Freunde haben mir gesagt, dass wir beide dafür bekannt sind, uns nicht nur nach dem Wind auszurichten und Wert legen auf eigenständiges Denken. Ich freue mich wirklich sehr auf diese Zusammenarbeit politisch und auch persönlich.

Was werden Ihre Kernthemen in den nächsten vier Jahren sein. Wo werden Sie Schwerpunkte setzen?

Es wäre nicht angemessen, noch vor der Wahl des Bundeskanzlers durch den Bundestag und Berufung der Ministerin und ihrer Staatssekretäre hier eine Mini-Regierungserklärung abzugeben. Der Respekt vor der Wahlentscheidung im Bundestag am 6. Mai gebietet hier Zurückhaltung. Wenn wir dann angefangen haben, können wir gerne auch dazu noch einmal extra reden.

Das Ministerium kümmert sich um alle Generationen. Gerade was ältere Menschen angeht, steuern wir mit dem Pflegenotstand auf ein Problem zu. Welche Weichen müssen gestellt werden, um den Bedürfnissen für Senioren gerecht zu werden?

Die Behebung des Pflegenotstands braucht mehr als eine Maßnahme, da geht es um Personal und um mehr. Der Staat, und auch die Gesellschaft, auch Angehörige können hier einiges gemeinsam tun. Es geht dabei um gute und bezahlbare pflegerische Versorgung, und dafür wiederum braucht es „tiefgreifende strukturelle Reformen“ – wie wir es im Koalitionsvertrag formuliert haben. Diese Reformen werden wir angehen, um die Probleme zu lösen. Das aber kann erst nach dem Start der neuen Regierung beginnen.

Pierre Lamely von der AfD bezieht sich in einer Stellungnahme auf Ihre Ernennung. Darin wird behauptet, dass Sie sich nur um die eigene Karriere kümmern und Fulda den Preis zahle. Wie sehr bleibt Osthessen auch weiterhin Ihr Fokus?

Konstruktiv kann ja nicht jeder. Ich denke da völlig anders, und andere erkennbar auch. Mich haben sehr viele, auch überraschende, auch berührende Glückwünsche aus der Region erreicht, aus allen Ecken, viele von außerhalb der Partei, was mich richtig gefreut hat. Niemand hat da die Angst, dass der Brand nicht weiter mit jeder Faser Abgeordneter dieses Wahlkreises bleibt, im Gegenteil: Die Leute wissen das. Und die wissen auch, dass man als Staatssekretär etwas für seine Heimat erreichen kann.
 

 

Das Interview führte Daniela Petersen (Fuldaer Zeitung).