Nun also kommen die Flüchtlinge. Es sind überwiegend Frauen und Kinder. Auch das unterscheidet die Lage 2022 von der Lage 2015. Aber nicht nur das. Die Flüchtlinge entfliehen einem Vernichtungskrieg, den Russland gegen die Ukraine führt. Um es präzise zu sagen, führen nicht die Russen diesen Krieg, sondern ein verbrecherisches Regime. Putin begeht Kriegsverbrechen, will nichts weniger als die Vernichtung einer benachbarten Nation. Er will sie als Nation tilgen, hat Listen anfertigen lassen mit Prominenten aus Politik, Kultur und Wissenschaft, die zu liquidieren seien, weil sie für die Ukraine stehen.
Dieser Krieg war so nicht absehbar. Aber er war vermeidbar. Internationale Experten hatten darauf hingewiesen, dass nicht Putin besonders clever, sondern Europa besonders naiv war. Die Warnungen vor seinem nationalistischen, ja rassistischen Weltbild, die Gefahren, sie wurden abgetan. Russland als Energielieferant, das war wichtiger. Der drohende Krieg wurde abgetan. 2015 bat der amerikanische Vizepräsident Joe Biden die deutsche Bundeskanzlerin um Zustimmung zur Lieferung defensiver Systeme an die Ukraine. Merkel und ihr Außenminister Steinmeier waren entschieden dagegen. Das Argument: dies könne Putin wütend machen, Verhandlungen erschweren.
Viele Experten sind sich einig, dass Putin nie angegriffen hätte, wenn seine Rechnung, inklusive des Faktors Deutschland, nicht ergeben hätte: Der Angriff rechnet sich ! Der ehemalige polnische Außenminister Sikorski berichtet, wie taub die Europäer im Westen gegen alle Warnungen waren. Man sah die Polen, die Balten als zu empfindlich an, hielt die Warnungen für völlig übertrieben. Sikorski war im Raum, als Putin darüber sprach, dass die Ukraine keine Nation sei. Er war im Raum, als Putins Außenminister Lawrow sagte, die deutsche Einheit sei illegal, denn es habe kein Referendum gegeben. Das war 2007, niemand nahm es ernst. Sikorski warnte: Sie meinen, was sie sagen. Lawrow bedient gerade Putins Lüge der Entnazifizierung - nun auch gegen Polen.
Es ist überlebenswichtig, dass wir gegenhalten. Sonst gehen Freiheit und Wohlstand verloren. Frieden, Freiheit und Wohlstand sichern wir nicht länger durch Wegducken. Wären wir früher mutiger gewesen, müssten wir jetzt nicht bangen. Seien wir dieses Mal stark und realistisch, dann werden wir die Gefahr abwenden.
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