Bei der „Gummi“ gehen nicht die Lichter aus

23.03.2019
Kolumne

Die Kolumne "BRAND AKTUELL" ist am 23./24. März 2019 in der Wochenzeitung FULDA AKTUELL erschienen.

Der Reifenhersteller Goodyear hat in dieser Woche angekündigt, im Werk „Fulda Reifen“ fast 500 Stellen zu streichen und zugleich über 30 Millionen Euro zu investieren, um es zukunftsfähig zu machen.

Für die betroffenen Mitarbeiter, auch für die Region ist das eine bittere Entscheidung; die Beschäftigten verdienen jetzt aktive Unterstützung. Auch ich werde zum Wochenstart am Standort mit der Werksleitung und dem Betriebsrat zu Gesprächen zusammenkommen, um ihre Interessen zu unterstützen. Hätte das Management früher investiert, wären die Einschnitte wohl nicht so groß.

Eine gute Nachricht ist es, dass der US-Konzern am Traditionsstandort Fulda festhält, ihn modernisiert und investiert. Das hätte auch anders kommen können. „Schwarz - Breit - Stark“ steht für Qualität „Made in Germany“. Und die „Gummi“, wie wir sie nennen, ist ein gutes Stück Stadtgeschichte, die unseren guten Namen in die Welt trägt. Ich bin bei weitem nicht der einzige Fuldaer, der beim Reifen-Kauf auf die Fulda-Marke besteht.

Wahr ist auch: Gut ausgebildete Kräfte werden heute gesucht, gerade in unserer dynamischen Region mit Vollbeschäftigung. In wirtschaftlich schlechten Zeiten wäre die Hiobsbotschaft schwerer zu verkraften. Es geht jetzt darum, möglichst viele Arbeitsplätze zu erhalten, für die Beschäftigten das Beste rauszuholen und auch nach Alternativen zu suchen.

Der Standort Deutschland braucht auch internationale Konzerne, Investitionen und Innovation – ohne Wenn und Aber. Oftmals werden Management-Entscheidung fernab von nationalen Standorten getroffen, manchmal über Jahre ferne wie falsche Entscheidungen getroffen. Die komplette Schließung des Coty-Werks in Hünfeld ist ein Negativbeispiel für abgehobenes Management - ein familiengeführtes Unternehmen hätte so nie gehandelt.

Der deutsche Mittelstand mit seinen „Hidden Champions“ ist ein gesunder Exportschlager. Sie übernehmen den größten Teil der Wertschöpfungskette selbst. Kompetenzen werden gebündelt, nur das Nötigste anderen Zulieferern überlassen. Sich in einer Nische zu behaupten, setzt Kundennähe voraus. Bedürfnisse und Wünsche werden so schnell erkannt, so dass Innovation erhöht und Produkte flexibler verbessert werden können.

Die herben Einschnitte des Goodyear-Konzerns gehen einher mit einem Bekenntnis zum Standort Fulda sowie Millionen-Investitionen. Bei der „Gummi“ gehen nicht die Lichter aus -  das ist trotz der Schreckensnachricht ein Lichtblick.

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