Leisere Schiene

01.09.2018
Kolumne

Die Kolumne "BRAND AKTUELL" ist am 01./02. September 2018 in der Wochenzeitung FULDA AKTUELL erschienen.

Es geht also doch, was erst nicht gehen sollte: Stolze 4,6 Millionen Euro hat der Bund für die neuen Schallschutzwände in der Gemeinde Petersberg investiert. Und ausgerechnet in der Höhe eines Wohngebietes sollte ursprünglich eine Lücke klaffen.

Als mir die lärmgeplagten Anwohner vom Schildbürgerstreich berichteten, holte ich alle Beteiligten an einen Tisch. Die Deutsche Bahn erklärte wieso und weshalb das alles nicht ginge. Das Vorhaben schien aussichtslos. Diese Woche wurde das letzte Schallschutzelement eingesetzt. Es gab fröhliche Gesichter bei den Anwohnern.

Mobil sein wollen wir alle. Und Mobilität von Menschen und Gütern ist Basis unserer Volkswirtschaft. Künftig soll mehr Verkehr von der Straße auf die Schiene verlagert, die Zahl der Fahrgäste bis 2030 verdoppelt werden. Dazu braucht es Akzeptanz, müssen berechtigte Interessen der Anwohner berücksichtigt werden.

Der Bund hat vor zehn Jahren ein ehrgeiziges Ziel angepackt, den Schienenlärm bis 2020 zu halbieren, ausgehend vom Jahr 2008. Der ICE ist dabei nicht das Problem, sondern vor allem der Güteverkehr. Alte Güterwaggons müssen umgerüstet werden. Die Deutsche Bahn hat inzwischen rund 70 Prozent ihrer Güterflotte auf die sogenannte „Flüsterbremse“ umgestellt, denn am effektivsten wird Lärm an der Quelle bekämpft. Auch ausländische Unternehmen müssen nachziehen. Die Trassenpreise sind bereits heute lärmabhängig. Seit 2013 gilt: Laute Züge zahlen mehr. Ab 2020 wird für laute Waggons ein Fahrverbot geschaffen.

An neuen Bahnstrecken gelten heute sowieso bessere Grenzwerte. Auch für den Lärmschutz an bestehenden Bahnstrecken nimmt der Bund mehr Geld in die Hand, jährlich 150 Millionen Euro. In der Region gibt es Lärm-Schwerpunkte, wo es dringend Verbesserung braucht. Mit den Städten und Gemeinden habe ich dazu aktuell ein konkretes Vorgehen vereinbart. Das Petersberger Beispiel hat eines gezeigt: Langer Atem zahlt sich aus.