„Wie Bonifatius in den Reichstag kam“ Michael Brand veröffentlicht Bonifatius-Buch

29.08.2017
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Es kommt einem kleinen Wunder gleich, dass die Bronzefigur des Apostels der Deutschen, die einen zentralen Platz im 1894 fertiggestellten Berliner Reichstag fand und die lange verschollen war, heute noch existiert: Bewundert, zur Zerstörung vorgesehen, gerettet, versteckt, vergessen und wiederentdeckt hat sie Kaiserreich, zwei Weltkriege, Reichstagsbrand, Besatzung, deutsche Teilung und die Berlins überstanden.

„Es war eine abenteuerliche Suche mit glücklichem Ausgang“, beschreibt der Fuldaer Bundestagsabgeordnete Michael Brand in seinem aktuell erschienen Buch. 2005 frisch für die Region in den Deutschen Bundestag gewählt, wandte sich der Fuldaer Heimatkundler Michael Mott mit einer ungewöhnlichen Bitte an den Abgeordneten. Seit Jahrzehnten suche man eine verschwundene Bonifatius-Bronze, die einst im Reichstagsgebäude ihren Platz gehabt haben soll. „Vielleicht können Sie unseren Bonifatius wiederfinden oder uns über sein Schicksal berichten!“, schrieb Mott.

Brand machte sich auf die Suche. Mit Unterstützung von Bundestagspräsident Norbert Lammert und einem Aktenfund in Hamburg konnte die Bonifatius-Bronze, die Teil des Ringleuchters mit stolzen 8 Meter Durchmesser war, in einem Depot in Hamburg aufgespürt werden. Inzwischen wurde die 80 Zentimeter hohe und 40 Kilogramm schwere Figur restauriert werden, das abgebrochenen Kreuz wurde ersetzt, und war bis vor kurzem erstmals in Fulda zu sehen.

In der im Imhof-Verlag erschienen Publikation „Wie Bonifatius in den Reichstag kam“ lüftet Dr. Andreas Kaernbach, der Kurator der Kunstsammlung des Deutschen Bundestages, das Geheimnis, wie Bonifatius in der Reichstag kam und bereichert damit die umfangreiche Bonifatius-Forschung. Der seines Beitrags Titel lautet „Zwischen Kaiser und Parlament – Die Skulptur des Bonifatius im Bildprogramm des Reichstagsgebäudes von Paul Wallot“. Man erfährt bislang Verborgenes über die abenteuerliche Reise der Bonifatius-Bronze.

Der Fuldaer Bundestagsabgeordnete stellt im Buch besondere Orte und Menschen vor, die heute in der Hauptstadt vom Heiligen Bonifatius zeugen. Er berichtet über ein Bonifatiuskreuz im Garten der Hessischen Landesvertretung, die Pfarrkirche St. Bonifatius in Berlin-Kreuzberg und Reliquien des Apostels der Deutschen in der Apostolischen Nuntiatur sowie im Kommissariat der deutschen Bischöfe. Besonders packend ist die Geschichte von Schwester Margareta, einer Powerfrau in Ordenstracht, die sich in Berlin-Marzahn, einer christlichen Diaspora, mit Unterstützung des Bonifatiuswerks rührend um benachteiligte Jugendliche kümmert.

„So bemerkenswert Bonifatius´ Wirken als Missionar, so markant ist auch sein bronzenes Abbild, das zusammen mit elf anderen Persönlichkeiten der deutschen Geschichte einst den gewichtigen Leuchter im Eingang des Reichstagsgebäudes zierte“, schreibt Bundestagspräsident Norbert Lammert in einem Geleitwort zum Buch und fügt schmunzelnd hinzu: „Und nicht zuletzt spiegelt die Überlieferungsgeschichte des Leuchters und seiner Bronzestatuten die Turbulenzen der deutschen Parlamentsgeschichte. Dieser Bonifatius ist also, das werden die Fuldaer sicher verschmerzen, auch ein wenig ein Berliner Heiliger.“

2017 hat der „Berliner Bonifatius“ erstmals den Weg nach Fulda gefunden und war zunächst für die Öffentlichkeit im Dommuseum, anschließend im städtischen Vonderau-Museum zu sehen. In seinem Vorwort schreibt Michael Brand: „Es ist ein Jahr mit drei besonderen Jubiläen: Seit genau 150 Jahren kommen die deutschen Bischöfe zu ihrer Herbst-Vollversammlung am Grab des Heiligen zusammen. Die heutige Deutsche Bischofskonferenz entstand 1876 als Fuldaer Bischofskonferenz und hieß bis 1966 so. Seit 175 Jahren steht das zentrale Bonifatius-Denkmal in Fulda am Bonifatiusplatz und Evangelische Kirche begeht in diesem Jahr 500 Jahre Reformation, den Thesenanschlag Martin Luthers, der ebenfalls einen Platz im historischen Ringleuchter gefunden hat.“

Das im Michael Imhof Verlag erschiene Buch Michael Brand (Hg.) „Wie Bonifatius in den Reichstag kam“ hat 64 Seiten; enthält zahlreiche historische und aktuelle Aufnahmen. Es ist für 9,95 Euro beim Imhof-Verlag oder im Buchhandel erhältlich. ISBN: 978-3-7319-0591-2.