Über 28 Jahre hat eine Mauer Berlin, hat ein „eiserner Vorhang“ Deutschland und Europa getrennt. Und seit fast 29 Jahre haben wir das Glück in Einheit und Freiheit zusammenzuleben. In diesem Jahr ist die Mauer also länger verschwunden, als sie stand. Ein Fakt, der beim Jahrestag des Mauerbaus am 13. August wenig Beachtung fand.

Warum also die Erinnerung an den Mauerbau wachhalten? Warum nicht die Geschichte ruhen lassen?

Der Bundesbeauftragte für die Stasi-Unterlagen, Roland Jahn, hat davor gewarnt, dieses Kapitel in Vergessenheit geraten zu lassen. Das Mitgefühl für die Opfer von Mauer und Schießbefehl, das Wissen um die Auswirkungen auf den Alltag der Menschen und um die Mechanismen einer Diktatur könnten dazu beitragen, Freiheit und Demokratie zu schützen und den Wert der Menschenrechte weltweit hochzuhalten, sagte Jahn.

Geschichte als Auftrag, das ist es. Es geht darum aus der Vergangenheit zu lernen. Freiheit und Demokratie sind nicht selbstverständlich, müssen immer wieder verteidigt werden.

Am 13. August 1961 wurde Unrecht in Beton gegossen. An der Berliner Mauer starben mindestens 140 Menschen durch das DDR-Grenzregime. An der früheren, rund 1400 Kilometer langen deutsch-deutschen Grenze kamen über 320 Menschen aus Ost und West ums Leben.

Der ehemalige DDR-Bürgerrechtler Jahn plädiert dafür, Kinder und Jugendliche mit Zeitzeugen in Kontakt zu bringen und ihnen die historischen Orte zu zeigen. Das sei allemal besser, als ihnen die nackten Informationen im Schulunterricht einzutrichtern. Das neue Bundesprogramm „Jugend erinnert“ fördert u. a. Gedenkstättenbesuche junger Menschen und trägt zur Demokratiebildung bei.

Am früheren US-Stützpunkt „Point Alpha“ wird das seit langem geleistet. Die Erfolgsgeschichte dieses national wie international anerkannten Ortes mit viel Ausstrahlungskraft und auch aktiver Bildungsstätte sollte nach manchen Turbulenzen der letzten Wochen zielstrebig weitergeschrieben werden.