„Größtes Journalisten-Gefängnis überhaupt“ - Brand trifft Dündar

24.06.2016

Bei seinem Besuch in Berlin ist der regierungskritische türkische Journalist Can Dündar mit dem Fuldaer Bundestagsabgeordneten Michael Brand zusammengetroffen.

Der Chefredakteur der Zeitung „Cumhuriyet“ bezeichnete die Türkei als das „größte Journalisten-Gefängnis überhaupt“ und plädierte zugleich für engere Kontakte zwischen der Türkei und Deutschland. „Ausgrenzung hilft nur Erdogan, wir brauchen mehr Austausch von Medien, Universitäten und Zivilgesellschaft.“

Der Vorsitzender des Menschenrechtsausschusses, Michael Brand, forderte von der Bundesregierung „sichtbare Zeichen gegen den Unterdrückungsapparat Erdogans“. „Wer zu leise ist und die mutigen Stimmen in der Türkei nicht aktiv unterstützt, fällt ihnen gerade in schwerster Zeit in den Rücken.“ So vermisse er „klare Worte und mehr Engagement“ für eine sofortige Freilassung des Türkei-Korrespondenten von "Reporter ohne Grenzen", Erol Önderoglu. „Was die Bundesregierung tut, ist zu wenig.“

Wie Dündar betonte, wolle er trotz der eingeschränkten Pressefreiheit in der Türkei bleiben. Bei der Einreise muss er mit erneuter Verhaftung rechnen. „Wir sind nicht bereit, die Türkei einer kleinen Bande von Menschen zu überlassen“, sagte er. „Man darf sich von Ängsten nicht lähmen lassen.“ Dündar betonte, dass es ihm ein Anliegen war, den CDU-Politiker zu treffen, um ihm zu danken, dass er ihm in einer „sehr schweren Zeit Hoffnung gemacht hat“. Brand hatte unmittelbar vor dem Abkommen der EU mit der Türkei Ende Februar versucht, Dündar im türkischen Gefängnis zu besuchen, „um darauf aufmerksam zu machen, dass in der Türkei Menschenrechte massiv mit Füßen getreten werden“. Dündar, der kurze Zeit später frei kam, hatte in Haft von der Besuchsabsicht erfahren, die die türkischen Behörden allerdings verhinderten.