Freiheit für Asia Bibi

17.11.2018
Kolumne

Die Kolumne "BRAND AKTUELL" ist am 17./18. November 2018 in der Wochenzeitung FULDA AKTUELL erschienen.

Immer wieder fragen mich Gesprächspartner im Bundestagsbüro, was denn das rote Kissen mit dem Schriftzug Asia Bibi in der Sitzecke zu bedeuten hat. Bekommen hatte ich es vor Jahren bei einer Aktion vor der Fuldaer Stadtpfarrkirche, und zwar vom katholischen Missionswerk missio. Eigentlich sollte mit dem "Solidaritätskissen" ein Platz für die Verurteilte symbolisch frei gehalten werden. Für mich wurde es zum Un-Ruhekissen, sich trotz geringer Aussichten gemeinsam mit anderen für ihre Freilassung einzusetzen.

Die Christin war 2010 in Pakistan wegen Blasphemie zum Tode verurteilt worden. Der Vorwurf der Gotteslästerung war für eine private Fehde missbraucht worden. Nachdem sie bei der Feldarbeit Wasser aus einem Brunnen schöpfte, wurde ihr vorgeworfen als Christin das Wasser verunreinigt zu haben. Ihre Familie musste untertauchen; Politiker oder Juristen, die sich für sie einsetzen, werden bedroht. Der Gouverneur von Punjab, der die Verurteilte besuchte und sie für unschuldig hielt, wurde 2011 erschossen. Vor wenigen Tagen sprach sie das Oberste Gericht überraschend frei. Seither demonstrieren Tausende Islamisten gegen das Urteil und fordern ihre Hinrichtung.

Und obwohl ihr die obersten Richter Freiheit zusprachen, ist ihr Leben jetzt auf das Höchste bedroht. In Pakistan hat die Mutter von fünf Kindern keine Zukunft, sie ist in Lebensgefahr. Als verfolgte Christin muss diese mutige Frau zum Schutz auch einen Platz in Deutschland finden können. Dafür setze ich mich seit dem Urteilsspruch mit Nachdruck ein. Stille und aktive Diplomatie in Berlin versucht derzeit alles, damit Asia Bibi umgehend ausreisen kann – denn alles andere würde einem Todesurteil durch einen radikal-islamistischen Mob gleichkommen.

Unter den sogenannten Blasphemiegesetzen und ihrem Missbrauch leiden in Pakistan Angehörige aller Religionen. Betroffen davon sind Muslime, Hindus und andere Gruppen gleichermaßen – bezogen auf ihren Bevölkerungsanteil von 2,3 Prozent Christen allerdings überproportional häufig. International braucht es mehr Druck gegen diese himmelschreiende Ungerechtigkeit, auch in anderen Ländern. Und für Asia Bibi wünsche ich mir so sehr: Endlich Freiheit und dass sie bald ihre Kinder in die Arme schließen kann.