Mit gutem „Bonifatius-Tropfen“ vom Fuldaer Weinhandel Jupp Hahner stoßen (von links) Heimatforscher Michael Mott, Bundestagspräsident Norbert Lammert und Fulda-MdB Michael Brand auf die Rückkehr des „Bonifatius im Reichstag“ an.
„Das ist eine wirkliche Sensation. Ich bin glücklich, dass er gerettet, nicht dem Rüstungswahn geopfert wurde.“ Die Freude ist dem Fuldaer Bundestagsabgeordneten Michael Brand anzusehen, wenn er über den historischen Fund spricht: Die lange verschwundene, über 120 Jahre alte Bonifatius-Figur ist aufgetaucht und jetzt dorthin zurückgekehrt, wo sie im Jahr 1894 erstmals das Licht der Welt erblickte. Damals zur Eröffnung des Reichstagsgebäudes wurde ein imposanter Ringleuchter gefertigt (8 Meter Durchmesser, 170 Zentner schwer) mit 12 Bronzefiguren – darunter der Heilige Bonifatius.
Während des Zweiten Weltkrieges sollte er eingeschmolzen werden: Kanonen statt Kultur. Mutige Menschen haben den Befehl des NS-Rüstungsministers unterlaufen, die 12 Bronzen in einer Kiesgrube am Elbe-Travel-Kanal versteckt. Nach Kriegsende ging die Odyssee weiter. Wieder sollten sie als „kulturell wertlos“ eingeschmolzen werden. Die „Altlasten“ lagerten Jahrzehnte unbeachtet in Depots in Berlin-Treptow und Hamburg, wo sie rund 70 Jahre lang auf Wiederentdeckung warten mussten.
Brands Suche nach dem „Bonifatius im Reichstag“ begann kurz nach dem Erringen des Fuldaer Direktmandats 2006, als er Post vom Fuldaer Heimatkundler Michael Mott erhielt und so von der vergeblichen Suche seines Vorgängers Alfred Dregger, auch des Fuldaer Barockexperten Ernst Kramer erfuhr. Wo denn nur „unser Fuldaer“ Bonifatius abgeblieben ist, fragte der kundige wie beharrliche Mott und lockte: Denn sicher könne der Heilige dem Abgeordneten bei der „nicht leichten Tätigkeit in Berlin hilfreich zur Seite stehen“. Das war der Startschuss für eine langjährige Suche des studierten Historikers und Fulda-Patrioten Brand. Sein Kontakt zu Bundestagspräsident Lammert und ein glücklicher Aktenfund in Hamburg brachten die 12 Figuren aus der mittelalterlichen deutschen Geschichte (je 80cm hoch, 40 kg schwer) wieder zum Vorschein.
In Berlin konnte jetzt der frisch restaurierte Bonifatius empfangen werden. „Wenn man Jahrzehnte quasi einem „Phantom“ nachspürt, von dem man dazu nur wenige schlechte Fotografien und kaum Informationen vorliegen hat“, so Michael Mott, „dann ist es ein besonders zu Herzen gehendes Gefühl, wenn man dieser Figur, und dazu noch unserem Fuldaer Glaubensvater, seine Hand auf dessen Schulter legen kann. Eine lange, abenteuerliche Odyssee hat ein gutes Ende gefunden. Dem Heiligen Bonifatius und seinen Helfern sei DANK!“
2017 soll der „Fuldaer Volksheilige“, mit der originalgetreuen Wiederherstellung des zerstörten Kreuzes, in der fuldischen Heimat zu sehen sein. „Jeder soll den besonderen Bonifatius im Original sehen können“, hat sich Brand zum Ziel gemacht. „Das wäre ein wirklich wunderschöner Ausgang einer langen wie turbulenten Odyssee.“
Dieser Artikel ist am 8./9. Oktober 2016 in der Wochenzeitung FULDA AKTUELL erschienen.
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