Geld kann man drucken, Vertrauen nicht

16.04.2016

Die Kolumne "BRAND AKTUELL" ist am 16./17.April 2016 in der Wochenzeitung FULDA AKTUELL erschienen.

Der europäische Leitzins bei null Prozent, Minuszinsen auf Einlagen von Banken bei der EZB: Was Investitionen und Wachstum anregen soll, ist zu einem Aufreger geworden. Bei Banken, Versicherern, Wirtschaft und Sparern im Land regt sich deutliche Kritik am Vorgehen der europäischen Währungshüter.

Das Ausschütten von Geld mit dem Füllhorn, auch „Helikopter-Geld“ genannt, darf erst Recht keine Option sein. Bekanntlich fehlt es nicht an billigem Geld, sondern an Projekten für rentable Investitionen in den Krisenstaaten. Der Ausweg aus der Schuldenkrise sind nicht mehr Schulden, sondern Reformen.

Vor dem G20- Treffen der 20 wichtigsten Industrie- und Schwellenländer aktuell in Washington hat der deutsche Finanzminister zu Recht, den Ausstieg aus der extrem lockeren Geldpolitik gefordert, auch das der großen Notenbanken. Das andauernde Fluten mit Geld ist mehr Ursache als Lösung des Problems. Ins gleiche Horn bläst der Sparkassen-Präsident, die gleiche Skepsis höre ich von den regionalen Banken im Wahlkreis.

Die Stabilität der Währung ist Auftrag der EZB. Ob sie noch im Rahmen ihres Mandats handelt, gilt es immer wieder zu prüfen. Für ihre Unabhängigkeit a la Bundesbank ist Deutschland aus gutem Grund immer eingetreten.

Zinspolitik, auch der Ankauf von Staatsanleihen bergen erhebliche Risiken. Niedrigzinsen bedrohen Sparguthaben, Alterssicherung, Lebensversicherungen und mehr. Es ist nicht zu unterschätzen: Durch den Wegfall von Zinsen und Zinseszins fehlt bares Geld, dann auch im Alter. Aber Vorsorge ist nicht nutzlos und falsch, das Gegenteil bleibt richtig. Billige Kredite und Verschuldung lösen die Probleme nicht. Wenn vor allem die EZB mit ihrem Präsidenten Draghi von Deflation redet, dann hat man dort andere Interessen.

Der Internationale Währungsfond (IWF) fordert mehr Anstrengungen zur Sicherung der Finanzstabilität. Weltweite Turbulenzen, Sorge um die chinesische Wirtschaft, sinkende Rohstoffpreise oder faule Kredite im Bankensektor verstärken die Risiken zusätzlich.

In Washington geht es um Themen wie die zunehmende Verschuldung auf dem Globus, die besondere Schieflage in Griechenland und gemeinsame Antworten angesichts des Skandals um die „Panama Papers“. Im Kern geht es um die Frage, ob noch mehr Geld gedruckt werden sollte oder nach vielen, auch erfolgreichen Operationen am „finanzpolitischen Herzen“ ein Ausstieg aus der verlockenden Politik der Nullzinsen und Verschuldung die bessere Alternative ist.

„Geld kann man drucken, Vertrauen nicht", beschrieb kürzlich der Autor Hans Magnus Enzensberger die Misere der EZB. Es ist zu hoffen, dass die Mahner Gehör finden und nicht das süße Gift Verlockung bleibt.

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