Verzeihung!

27.03.2021
Kolumne

Die Kolumne ist am 27./28. März 2021 in der Wochenzeitung FULDA AKTUELL erschienen.

Das Desaster zu Ostern drohte gewaltig zu werden. Die Bundeskanzlerin hat dafür öffentlich und sehr direkt die gesamte Verantwortung übernommen und um Verzeihung gebeten. Das war eine sehr ungewöhnliche, und sehr aufrechte Geste. Wahrscheinlich war sie nötig. Denn das, was die Bund-Länder-Konferenz da mitten in der Nacht einstimmig beschlossen hatte, das ging gar nicht. Schon am Morgen danach erreichten, wahrscheinlich nicht nur mich, völlig verständnislose, verärgerte, teils wütende Reaktionen, auch von solchen Zeitgenossen, die eigentlich nicht zu denen zählen, die zu schnell zu laut werden. Es war also klar: Da läuft gewaltig was schief.

Um es von meiner Seite aus klar zu formulieren: Die Bundeskanzlerin hat es natürlich nicht alleine entschieden. Infektionsschutz ist in unserem föderalen System ganz überwiegend Ländersache. Und das macht das Problem nicht einfacher. Es ist einfach schlecht, wenn die geballte Regierungskraft unseres Landes bis spät in die Nacht tagt, um dann ein so falsches „Nicht-Ergebnis“ zu erzielen. Kein Wunder, dass der Schwund des Vertrauens für die Beteiligten so rabiat vonstattengeht. Uns allen hilft das aber nichts. Denn nach wie vor geht es ja nicht um die Frage, wie die Regierung aussieht, ob gut oder schlecht. Sondern es geht um die Frage, wie wir mit all den Möglichkeiten, die ein Land wie unseres doch hat, besser durch diese Pandemie kommen. Das mutierte Virus ist zweifellos ansteckender, auch tödlicher.

Sicher, es sind hunderte Milliarden mobilisiert worden, es ist unendlich viel abgefedert und unterstützt worden. Und klar, es kommt alles auf raschen Fortschritt beim Impfen an, nach Ostern auch bei den Hausärzten. Testungen sind die Brücke, auch für mehr Freiheiten. Aber bis dahin, und das hat diese Krise gezeigt, kommt es auch darauf an, dass die Beschlüsse breiter abgestützt werden. Es kommt darauf an, dass wir alle miteinander, ob für oder gegen die Regierung, alles dafür tun, dass der neuartige, viel gefährlichere Virus nicht unser ganzes Land stillgelegt. Dafür wird es, so schwer es fällt, noch einmal Zumutungen geben, bis endlich die Impfungen durch sind. Wenn wir das alles gut ertragen sollen, dann braucht es mehr und bessere Kommunikation, und bessere Beschlüsse. Der Bundestag muss als Parlament notfalls dazwischen funken. Noch sieht es so aus, als hätten die 16 Bundesländer und die Bundeskanzlerin verstanden, dass es anders werden muss, wenn es besser werden soll. Darauf sollten wir hoffen und auch drängen.