Über Poltische Korrektheit, Schlafwandler und Aschermittwoch

09.03.2019
Kolumne

Die Kolumne "BRAND AKTUELL" ist am 09./10. März 2019 in der Wochenzeitung FULDA AKTUELL erschienen.

„Am Aschermittwoch ist alles vorbei ist“, heißt es so schön im Fastnachtslied des Kölschen Original Jupp Schmitz. Dass in diesem Jahr einigen schon vor der Fastenzeit der Humor so richtig gefehlt hat, zeigt dieses absurde Dreigestirn der Politischen Korrektheit:

Ein harmloser Witz über den Doppelnamen von Annegret Kramp-Karrenbauer (die das sicher mit Humor genommen hat) reichte aus, dass eine Frau so lautstark protestierte, dass der Komiker Bernd Stelter gezwungen war die TV-Fastnachtssitzung im vollbesetzten Gürzenich zu unterbrechen.

Und AKK selbst wird vom politischen Gegner und in den sozialen Medien angefeindet, weil sie es tatsächlich wagte vor dem „Stockacher Narrengericht“ über Berliner Toiletten für das dritte Geschlecht zu scherzen! Und obendrein verbietet in Hamburg auch noch eine Kita das Indianer-Kostüm und gibt den Eltern im Ernst Tipps für geschlechterkorrekte Kostüme.

Ihr Narren, will man den Erregten zurufen, kramt Eure Goldwaagen nicht bei jeder Gelegenheit hervor! Ihr Hüter der politischen Correctness und Ihr parteipolitischen Süppchenkocher, lasst uns wenigstens in der Fastnacht in Ruhe mit Eurer Humorlosigkeit!

Hat Deutschland wirklich keine wichtigeren Probleme? Doch, deshalb will ich mich dem Europa-Appell des französischen Präsidenten zuwenden. „Wir dürfen nicht Schlafwandler in einem erschlafften Europa sein“, fordert Macron aktuell sowie tiefgreifende Reformen. Ja, Europa steht an einem historischen Scheideweg. Es geht um die Entscheidung für Nationalismus oder für Europa.

Nicht alles ist neu an den Vorschlägen. Eine gemeinsame Grenzpolizei, eine europäische Asylbehörde braucht es. Mehr Agenturen und Räte braucht es nicht. Konkrete Projekte braucht es – neue Ausrichtung der Handelspolitik, Afrika braucht Zugang zum europäischen Binnenmarkt, Internet-Giganten müssen europaweit gerecht besteuert werden. Beim 5G-Ausbau sollten Deutschland und Frankreich gemeinsam vorangehen. Bei Rüstungsexporten oder den Umgang mit China braucht es mehr gemeinsames Vorgehen.

Wenn 500 Millionen Europäer mehr als zwei Milliarden Indern und Chinesen gegenüberstehen, wird Europa entweder gemeinsam eine Rolle spielen - oder eben keine. Die Kanzlerin sollte Farbe bei Europa bekennen, Willen zur Gestaltung zeigen. Es wird höchste Zeit europapolitisch in die Gänge zu kommen.