Offen und ehrlich Demokratie und Virus

15.02.2020
Kolumne

Die Kolumne ist am 15./16. Februar 2020 in der Wochenzeitung FULDA AKTUELL erschienen.

Ende September 2019 war vom Corona-Virus in China noch nicht die Rede. Da mahnte die wichtigste deutsche Institution gegen Epidemien, das Robert-Koch-Institut, zum Schutz vor: Grippe. „Es gibt keine andere Impfung in Deutschland, mit der sich mehr Leben retten lässt“, erklärte RKI-Präsident Wieler. Empfohlen wurde sie vor allem älteren Menschen, chronisch Kranken, medizinischem Personal und Pflegekräften sowie Schwangeren. Für die Mahnung gibt es triftige Gründe: Nach Schätzungen forderte die „normale“ Grippe 2017/ 2018 in Deutschland rund 25.100 Tote. Das war weit über anderen Jahren, doch jedes Jahr sterben Tausende Menschen daran.

Aus Angst vor dem Druck des Regimes wird in China mit solchen Risiken völlig anders umgegangen. Die untere Ebene versucht möglichst lange, schlechte Nachrichten unter dem Teppich zu halten – zu groß ist die Angst, schon allein für schlechte Nachrichten bestraft zu werden. So wurde der Arzt, der den Corona-Virus entdeckt und vor ihm gewarnt hatte, von Polizei und den Behörden unter Druck gesetzt, um ja nicht darüber zu reden. Das oberste chinesische Gericht entschuldigte sich, erst nach Wochen, bei zuvor inhaftierten (!) Taxifahrern aus Wuhan für deren ungerechte und unrechtmäßige Behandlung. Die Taxifahrer waren in Ungnade gefallen, weil sie schon im Dezember darüber berichtet hatten, dass es in der Stadt zu auffälligen Erkrankungen komme.

Offene Gesellschaften und demokratische Regierungen gehen mit solchen Risiken völlig anders um. Weder Panikmache noch unter den Teppich kehren kommen infrage. Bund, Land und kommunale Gesundheitsämter fühlen sich in der Pflicht, die Bevölkerung zu schützen. Nie kämen sie auf die Idee, Menschen Risiken auszusetzen, weil man unangenehme Nachrichten vermeiden möchte. Demokratien sind besser in der Lage, Gesundheit und Leben der eigenen Bevölkerung zu schützen. Man nimmt die Menschen ernst, weil in der freien Demokratie der einzelne Mensch mehr zählt.

Inzwischen ist durch den schweren Fehler des kommunistischen Regimes in Peking – über 1.000 Tote und Zehntausende von Infizierten (die Dunkelziffer wird deutlich höher liegen) – eine Lage eingetreten, in der sich der Corona-Virus in den nächsten Monaten weiter ausbreiten kann. Gerade auch dann, so zeigt der verantwortungsvolle Umgang der deutschen Behörden, muss und kann sich die Bevölkerung darauf verlassen, dass alle Schritte unternommen werden, um Gesundheit und Leben aller zu schützen.