Langer Atem zahlt sich aus

07.11.2020
Kolumne

Die Kolumne ist am 7./8. November 2020 in der Wochenzeitung FULDA AKTUELL erschienen.

Als es vor über sieben Jahren den Anschein hatte, dass gewaltige Stromtrassen durch die Wälder in Osthessen geschlagen werden, und als es so dargestellt wurde, als könne man dagegen nichts tun, haben einzelne Bürger, Kommunen und auch ich einen sehr zähen und langen Kampf begonnen. Wir haben argumentiert, wir haben Fakten zusammengetragen, und wir haben auf der regionalen wie auch auf der nationalen Ebene gegen diese falschen Pläne mobilisiert. Es kommt nicht jeden Tag vor, dass ein Bundestagsabgeordneter sich massiv gegen Pläne einer national wichtigen Stromversorgung wendet. Allerdings kommt es auch nicht jeden Tag vor, dass ein Unternehmen ohne Not und ohne Rücksprache mit den betroffenen Kommunen, den betroffenen Bürgern und auch den Abgeordneten ein Projekt einfach so durchziehen will. Wir haben sehr rasch die Kommunen der Region, Bürgerinitiativen und andere zusammengerufen und eine gemeinsame Strategie entwickelt.

Auf Ebene der Kommunen gab es Kooperation über die Landesgrenzen hinweg. Auf Ebene der Bundestagsabgeordneten haben wir eine Arbeitsgruppe aus allen Bundesländern gebildet, in denen es betroffene Regionen und Wahlkreise gab. So haben wir gegenüber der Bundesregierung, der Bundesnetzagentur und auch gegenüber dem Unternehmen erheblichen Druck aufgebaut. Im Ergebnis hat der damalige Bundeswirtschaftsminister unsere immer wieder vorgebrachten Konzepte in einem wichtigen Teil übernommen: Die Stromkabel werden nicht auf Masten, sondern wo immer möglich unterirdisch verlegt werden. Das kostet zwar mehr, aber es schont auch die Menschen und ihre Siedlungen. Und das ist auch nicht wenig.

Unsere fachlichen Argumente dafür, dass die vom Unternehmen zunächst geplante Trassenführung in unserem Bereich über Osthessen, durch die Landkreis Fulda und den Vogelsbergkreis, eine Fehlentscheidung war, haben sich ebenfalls durchgesetzt. So hat es in einer selten guten Kombination aus Bürgerinitiativen, Kommunen und Abgeordneten ein Ergebnis gegeben, dass wir zu Beginn zwar erhoffen, aber nicht in diesem positiven Ausmaß erwarten konnten. Damit haben wir das national wichtige Projekt nicht nur nicht beschädigt, sondern besser gemacht. Und das ist für Demokratie, Bürgerschaft und Umwelt sehr gute Nachricht. Dazu brauchte es einen langen Atem, und das hat sich auch sehr ausgezahlt.