Flut, Klima, Wandel

29.07.2021
Kolumne

Die Kolumne ist am 31.Juli/1. August 2021 in der Wochenzeitung FULDA AKTUELL erschienen.

Es war nicht das erste, und es wird doch nicht das letzte Wetterereignis sein, das schwere Schäden verursacht. Aus meiner Studienzeit kenne ich das wunderschöne Ahrtal bei Bonn. Die Schäden, die Toten, die unvorstellbare Zerstörung durch die Wucht eines kleinen und nun tödlichen, reißenden Flusses, das bleibt nicht in den Kleidern stecken. Freunde von mir waren beim Aufräumen nach der Flut, vor dem Wiederaufbau. Die Wucht vor Ort ist noch stärker als die der Bilder. Vieles ist total zerstört, vieles wird wieder aufgebaut werden können, einiges leider nicht. Und vieles werden wir für die Zukunft anders machen müssen als in der Vergangenheit. 1804 hat es in demselben Tal, mit demselben romantischen kleinen Fluss Ahr, ein ähnliches Ereignis gegeben. Die Zahl der Toten war deutlich geringer, die Zerstörung deutlich kleiner. Es waren weniger Siedlungen und weniger Menschen dort. Wenn jetzt gefordert wird, die Frühwarnsysteme besser auf solche Extremereignisse einzustellen, dann ist das nur richtig. Der Europäische Wetterdienst hatte, mit ziemlicher Präzision, 24 Stunden zuvor gewarnt, dass und auch wie dieses Ereignis einschlagen würde. Wie es einer der betroffenen Bürgermeister sagte: Er habe den Warnungen nicht geglaubt, weil man sich das einfach nicht vorstellen konnte. Es ist eine schwere Hypothek nicht nur für die Vergangenheit, wegen der vielen Toten, die es zu beklagen gibt. Sondern auch für die Zukunft, denn solche extremen Wetterlagen, ob extreme Hitze oder massenhafter Regen, kann und wird es in der Zukunft häufiger geben. Katastrophenschutz ist Sache der Länder und der Kommunen. Der Bund hat schnell viele hundert Millionen Euro Soforthilfe freigegeben, Wiederaufbauhilfen folgen. Unsere Feuerwehren, das THW, die Bundeswehr und andere haben nach der Katastrophe eine gewaltige Hilfsaktion in Gang gesetzt. Auch die tausenden freiwilligen Helfer, die Millionen an Spenden für die Opfer, auch aus Osthessen, das alles sind gute Zeichen, in dieser Katastrophe. Für die Zukunft allerdings werden wir uns, von Bundesebene bis zur Kommune, auch auf die Ausnahmesituation besser vorbereiten müssen. Das reicht vom Klimaschutz, der effektiv und global sein muss, und der nicht ideologisch sein darf, bis hin zu kommunaler Notfallplanung, um im Notfall Menschen retten zu können, die jüngst leider nicht gerettet wurden. Wir müssen uns auf den Wandel einstellen, um ihn beherrschen zu können.