Ein kleines Wunder, auf das man achten muss

09.05.2020
Kolumne

Die Kolumne ist am 9./10. Mai 2020 in der Wochenzeitung FULDA AKTUELL erschienen.

Wir alle gemeinsam haben in den letzten Wochen ein kleines Wunder vollbracht. Deutschland ist durch Umsicht und Vorsicht deutlich besser durch diese erste Phase der Pandemie gekommen als viele andere Länder. Die dramatischen Bilder aus Italien, Madrid oder New York haben wir alle noch vor Augen. Unser Gesundheitswesen zählt zu den besten weltweit. Wir sind gerne gut organisiert, das hilft. Disziplin auch. Obwohl es, auf Deutsch gesagt, manchmal verdammt schwerfällt, so deutliche Restriktionen so lange zu akzeptieren und durchzuhalten. Aber: Es hat sich gelohnt.

Wenn wir jetzt mit weiteren vorsichtigen Öffnungen die Ernte einfahren für die Mühen der letzten Wochen und Monate, dann darf neben Erleichterung auch ein Stück Stolz dabei sein. Was es nicht darf: uns jetzt unvorsichtig werden lassen. Die letzten Schritte wurden möglich, weil wir so vorsichtig waren. Wenn wir es weiter bleiben, dann kann es weitere geben. Allerdings ist eine Notbremse eingebaut. Sobald Infektionen über ein gefährliches Maß hinaus wieder steigen sollten, werden Maßnahmen ergriffen, die gegen diese historische Pandemie nötig sind. Niemand will Leben und Gesundheit anderer gefährden, weil notwendige Maßnahmen nicht getroffen werden. Dabei wird regional differenziert: Ein Ausbruch in Kiel muss nicht Schließungen in Osthessen zur Folge haben. Jeder einzelne kann viel beitragen: Hygiene, Abstand, Kontakte auch mal telefonisch aufrechterhalten, wenn persönlicher Kontakt Risiko bedeuten kann. Einfach Acht geben, das hilft.

Arbeiten, Einkaufen, Menschen in Klinik und Heim wieder besuchen, Sport, Spazieren, Schule und Kita und anderes wird in kleinen Schritten wieder möglich, immer mit Vorsicht und Umsicht. Wenn wir uns weiter so diszipliniert verhalten, kehren alle Freiheiten Stück für Stück zurück – wie es sein soll.

Deutschland hat im Vergleich zu vielen anderen Ländern der Bevölkerung deutlich weniger Restriktionen auferlegt. Es wurde vieles nicht komplett geschlossen, nicht die Bevölkerung für Wochen in die eigenen vier Wände verbannt und anderes mehr. Deshalb ist es wirklich ein kleines Wunder, dass wir gemeinsam geschafft haben, der Pandemie die Wucht zu nehmen. Noch ist es nicht vorbei, wir stecken noch mittendrin. Trotz aller Belastungen gilt: Wenn wir dran bleiben, werden wir das gut packen. Es gibt also Grund zur Erleichterung und zu Stolz. Und zur Zuversicht, dass wir aus der Pandemie raus und wieder nach oben kommen. Bleiben wir also dran, achten wir auf andere und auf uns.