Ehrung für einen Aufrechten

20.09.2016

Zusatztafel an Straßenschild in Ziehers-Nord erinnert an Raimund Biedenbach

Er hat während der Nazi-Diktatur Haltung und Moral bewiesen – und wurde mit dem Tode bestraft: Raimund Biedenbach aus Hünfeld. Jetzt erinnert eine Zusatztafel am Straßenschild der Biedenbachstraße an den gebürtigen Hünfelder. Anlässlich des heutigen 72. Todestages Biedenbachs enthüllte Fuldas Stadtbaurat Daniel Schreiner das Zusatzschild gemeinsam mit dem Ehepaar Elvira und Lothar Bickert und dem  Bundestagsabgeordneten Michael Brand.

Elvira Bickert ist die Tochter des im Dritten Reich hingerichteten Raimund Biedenbach und steht schon seit längerem in Kontakt mit Michael Brand. In gemeinsamen Gesprächen fiel auf, dass an der Biedenbachstraße bislang kein Zusatz- oder Hinweisschild auf den Namensgeber angebracht war, während an Straßenschildern der Nachbarstraßen ähnliche Informationen verfügbar sind. Das angebrachte Zusatzschild erinnert nun an einen ehrenwerten Mann, dessen sterbliche Überreste 1949 auf den Friedhof Frauenberg überführt wurden, nachdem Raimund Biedenbach 1944 in Berlin-Spandau von den Nazis erschossen wurde.

Stadtbaurat Schreiner dankte Brand für seine vermittelnde Tätigkeit und zeigte sich erleichtert, dass eine kleine Lücke der Stadtgeschichte geschlossen werden konnte. MdB Brand führte aus: „Vor einigen Jahren lernte ich Frau Bickert kennen. Sie hat mir von ihrem Vater erzählt – seine Lebensgeschichte hat mich tief bewegt, sein Glaubenszeugnis beeindruckt. Er ist der Beweis, dass Anstand, Moral und Mut gerade auch in dunkelsten Zeiten möglich sind. Mit seiner christlichen Haltung bleibt Raimund Biedenbach ein Vorbild bis heute.“

Raimund Biedenbach wurde 1910 als drittes von fünf Kindern einer alteingesessenen Hünfelder Familie geboren. Nach dem Abitur auf dem Fuldaer Domgymnasium 1932 absolvierte er eine Ausbildung bei der Bank. Privat war Biedenbach kirchlich engagiert und Mitglied der Kolpingfamilie. Biedenbach stieg zum Abteilungsleiter und Innenrevisor bei der Landesleihbank Fulda auf, bevor er 1939 als Schreiber, Funker und Rechnungsführer zur Wehrmacht einberufen wurde. Seine  Kompanie wurde an die Ostfront verlegt, wo Biedenbach am 23. Oktober 1943 aufgrund einer Denunziation verhaftet wurde - ein Zimmerkamerad hatte nazi-kritische Äußerungen Biedenbachs an die Vorgesetzten weitergeben. Trotz scharfer Verhöre und Misshandlungen blieb Biedenbach standhaft und weigerte sich, die Namen anderer Kameraden preiszugeben, die so dachten wie er. Nach monatelanger Haft unter unmenschlichen Bedingungen kam es schließlich im Juli 1944  zum Prozess vor dem Zentralgericht des Heeres, in dem Biedenbach - am Tag nach dem gescheiterten Attentat auf Hitler - wegen „Wehrkraftzersetzung“ zum Tode und zum dauerhaften Verlust der bürgerlichen Ehrenrechte verurteilt wurde. Alle Gnadengesuche blieben ergebnislos. Am 20. September 1944 wurde Biedenbach schließlich in Berlin-Spandau standrechtlich erschossen.