Die Walter-Lübcke-Schule

10.10.2020
Kolumne

Die Kolumne ist am 10./11. Oktober 2020 in der Wochenzeitung FULDA AKTUELL erschienen.


Auf Einladung der Familie von Walter Lübcke war ich vor wenigen Tagen Teilnehmer und Beteiligter einer besonderen Veranstaltung.

Nach der Ermordung des ehemaligen Kasseler Regierungspräsidenten durch Rechtsextremisten waren Schüler der Wilhelm-Filchner-Schule in Wolfhagen bei Kassel die Initiatoren dafür, ihre eigene Schule in Walter-Lübcke-Schule umzubenennen. Es ist die Schule, auf die auch die heute erwachsenen Kinder Lübcke gegangen waren.

Es war ein lebendiges und zugleich feierliches Ereignis. Die Veranstaltung atmete den Geist von Walter: Haltung, Zivilcourage, nachhaltiger Einsatz für unsere Werte, gerades Kreuz gegen Angriffe von Extremisten, von egal welcher Seite.

In einer Diskussionsrunde mit Schülerinnen und Schülern des Abiturjahrgangs machte ich eine ganze Reihe ermutigender Beobachtungen. Es ist nämlich nicht so, dass sich „die Jugend von heute" etwa nicht für Menschenrechte, für Demokratie oder auch für den Einsatz für andere interessieren würde. Wir haben uns ausführlich, intensiv und teilweise auch menschlich nah miteinander über viele Fragen ausgetauscht.

Meine Berichte über Begegnungen mit Walter Lübcke, seine christliche und patriotische Haltung, seine Festigkeit beim Eintreten für die Werte unseres Landes, das hat ein starkes Echo hervorgerufen.

Das waren keine Aktivisten, das waren ganz normale Jugendliche aus der Oberstufe einer weiterführenden Schule. Sie haben eine klare Vorstellung davon, was in unserem Land sein soll und was nicht sein soll.

Hass gegen Andersdenkende, gegen Ausländer, gegen den Staat und die Demokratie, das ist nicht deren Haltung, im Gegenteil. Ein gesundes Verständnis von Recht und Unrecht, Empathie für andere, klare Kante gegen Radikalismus und Extremismus, das war klar zu erkennen.

Und was noch ermutigender war: Diese jungen Leute werden nicht nur an diesem besonderen Tag über diese Fragen reden, denn es ist ihre persönliche Einstellung. Ich war von der Begegnung durchaus beeindruckt, optimistisch, und in gewisser Weise beruhigt. Nicht die Schreihälse, nicht die gewaltbereiten Extremisten von links und rechts, sondern Positionen einer gewachsenen Demokratie, und Persönlichkeiten wie Walter Lübcke bewegen und motivieren diese ganz normalen jungen Menschen einer ganz normalen Schule. Sie trägt nun auf Initiative dieser jungen Menschen einen besonderen Namen: Walter-Lübcke-Schule.